Geschichte

Wie schon in der Beschreibung der Cumpagnia da mats erwähnt, gründete die Gemeindeobrigkeit in Domat/Ems am 8. Januar 1828 eine neue Knabenschaft. Diese Gründung hatte ihren besonderen Zweck. Die Dorfknaben, die es schon damals pflegten, bis spät in die Nacht auf den Dorfgassen herumzutreiben, sollten sich unbewusst selber erziehen. Pädagogisch einwandfrei: Man übergab dem Störenfriede die Aufgabe, für die nächtliche Ruhe zu sorgen. Die Gemeindeobrigkeit musste Statuten aufstellen, die genau beschreiben, was als nächtliche Ruhe galt. Zudem wurde ein Verbot aufgestellt, das Nichtmitgliedern der Cumpagnia da mats, gewöhnlichen Bürgern oder Fremden verbot, sich zu später Stunde noch in den Stuben (Beizen) oder auf den Gassen aufzuhalten.

Man wollte mit diesem Verbot einerseits die Mädchen in den Stuben festhalten, damit sie besucht werden konnten und andererseits sollte verhindert werden, dass diese Mädchen von Nichtmitgliedern oder Fremden der Knabenschaft weggeschnappt wurden.

Alle Leute, die sich zu verbotener Zeit auf der Gasse befanden, mussten einen triftigen Grund vorweisen können. Wer dazu nicht in der Lage war, wurde von den Knaben der Cumpagnia gebüsst.

Nachdem der Emser Knabenschaft die Ausübung der Gemeindepolizei vom Kleinen Rat untersagt wurde, wandte sich diese nebst gesellschaftlichen Anlässen wie Theateraufführungen, kirchlichen Diensten zu. Sie sorgten einerseits für Ordnung um und in der Kirche, andererseits trugen sie an Prozessionen die Fahnen. Sie nahm einen stark religiösen Charakter an. An besonders hohen Feiertagen der katholischen Kirche, wie Fronleichnam und Mariä Himmelfahrt trug die Cumpagnia da mats durch die Parade zur Verschönerung der Prozessionen bei und ihr Interesse liegt daran, diesen Brauch auch heute noch leben zu lassen. Jeder Bursche war stolz darauf, in Militäruniform mitzumarschieren und er hütete sich davor, diese Ehre aufs Spiel zu setzen, konnte er sie doch nur durch ein unehrenhaftes öffentliches Vergehen verlieren.

Die Emser hatten im 19. Jahrhundert eine etwas ungewöhnliche Sitte, ihre Neulinge zu begrüssen. Es musste zuerst eine Mutprobe bestanden werden, bevor die Knaben den Fahneneid schwören durften und den Ritterschlag der Knabenschaft erhielten. Um die Mutprobe zu bestehen, mussten die Kandidaten in der Woche vor ihrer Aufnahme an den Abenden auf die Strasse gehen und durch Händeklatschen, durch Pfiffe und Hetzreden die erwachsenen Knaben zum Kampfe herausfordern. Dass sie in den meisten Fällen Prügel einstecken mussten, war selbstverständlich. Die Standhaftigkeit und die Schmerzüberwindung, die der Jüngling bei dieser Prozedur bewies, wie auch die Kühnheit seiner Abwehr, waren für die Aufnahme in die Knabenschaft entscheidend. Wenn diese Prüfung auch nur als ein Kinderspiel bezeichnet werden konnte, so stand es doch ausser Zweifel, dass auch diese ursprünglich keinen anderen Zweck hatte, als die jungen Leute zur Überwindung von Furcht und körperlicher Anstrengung zu erziehen.


Neuuniformierung


Bis heute war es den Stäben (Vorstände) immer ein Anliegen, den Uniformen und Ausrüstungsgegenständen bestmögliche Pflege zukommen zu lassen. Mehrmals konnten mindestens Teilerneuerungen durchgeführt werden, auch wenn diese schon in jener Zeit sehr kostspielig waren. Man fand jedoch immer wieder Mittel und Wege, um die eher bescheidene Vereinskasse nicht zu überfordern. Schon 1972 spielte man mit dem Gedanken, neue Cassaccas anzuschaffen. Doch die Cumpagnia da mats schlitterte in eine Identitäts- und Vereinskrise, sodass „lebensbedrohliche“ Probleme vordringlich behandelt werden mussten. Trotzdem wurde der Gedanke einer Neuanschaffung von Uniformen nicht ganz vergessen.

1988, als die Idee der Neuuniformierung langsam Gestalt annahm und es um die Finanzierung der neuen Cassaccas ging, wurde an alle Emser Haushaltungen ein informativer Prospekt mit Einzahlungsschein versandt. Mit einem Betrag von Fr. 1‘500.– wurde die Möglichkeit gegeben, eine komplette Uniform zu spenden und dafür seinen oder den Namen seiner Familie in eine Uniform einsticken zu lassen. Damit wurde an die Herkunft der ersten Uniformen gedacht, als die Originale noch von verschiedenen Familien der Cumpagnia da mats geschenkt worden waren. Diese Idee fand guten Anklang und es gingen über 50 Spenden ein.

Vor Beginn der Aktionen wurde mit einer Unterstützung von je ca. Fr. 40‘000.– von Privaten, Stiftungen oder Firmen und von der öffentlichen Hand gerechnet. Bald zeigte sich, dass vor allem die breite Öffentlichkeit hinter dem Werk stand. Mehr als 350 private Spender und Spenderinnen aus Ems und auswärts, ja sogar aus dem Ausland, zahlten über Fr. 100‘000.–, davon wie schon erwähnt 50 ganze Uniformen. So waren die Cassaccas schon zur Hälfte finanziert und man konnte noch auf die Unterstützung von Firmen, Stiftungen, Vereine und der Gemeinde zählen, welche den Rest der Finanzierung ausmachten.

Die überaus grosse Unterstützung durch Private, Firmen, Stiftungen sowie der öffentlichen Hand verdient Dank und gebührende Anerkennung. Nur dank ihnen konnten die Cassaccas im Wert von Fr. 200‘000.— beschafft werden. Diese Unterstützung ist für die Jungen eine Verpflichtung und ein Ansporn zur aktiven Teilnahme an der Parade.






Cumpagnia da mats | Postfach 69 | 7013 Domat/Ems | capitani@cumpagnia.ch